Vor Gericht zu streiten kostet meist viel Zeit, Nerven und Geld. Es wird außerdem in der Regel nur nach rechtlichen Ansprüchen verhandelt. Daher gibt es am Ende meist nur einen Gewinner und einen Verlierer. Kommt es zu einer Einigung so haben die Parteien oft einen für beide Seiten unbefriedigenden Kompromiss geschlossen.

Wollen die Beteiligten sich aber auch in der Zukunft noch in die Augen sehen können, so ist ein streitiges Verfahren eventuell nicht der richtige Weg. Es sollte in diesem Fall keinen Verlierer geben, denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der Unterlegene auch in Zukunft den Konflikt suchen wird und den Streit auf einem anderen Gebiet fortführt.Seit Jahren wird daher eine Alternative immer populärer:


Die Mediation
(lat. Vermittlung).

Dabei handelt es sich um eine außergerichtliche Methode zur Klärung und Erledigung von Streitfragen, welche in der USA entwickelt wurde und dort bereits alltäglich ist. Im Mediationsverfahren entwickeln die Konfliktpartner unter fachkundiger Unterstützung des neutralen Mediators eine für beide Seiten als gerecht empfundene Lösungen ihres Konflikts. Im erfolgreichen Mediationsverfahren gibt es daher am Ende nur Gewinner (Win-Win-Situation).

Die Idee der Mediation

Ein Beispiel: 2 Nachbarn streiten seit vielen Jahren u.a. um einen alten Apfelbaum. Der eine will die Äste die auf sein Grundstück reichen absägen, weil sie die Sonne verdecken. Der andere Nachbar, auf dessen Grundstück der Baum wächst, will dies unbedingt verhindern.

In einem streitigen Verfahren würden die rechtlichen Ansprüche geprüft und danach entschieden. Ein Nachbarn würde schließlich Recht bekommen.

In der Mediation werden jedoch keine Positionen und keine rechtlichen Ansprüche verhandelt. Vielmehr interessieren die eigentlichen Interessen und Bedürfnisse hinter geäußerten Positionen. Sind diese erst für alle Beteiligten klar geworden, ist oft eine kreative, umfassende und für beide Seiten zufriedenstellende Lösung möglich.

In unserem Fall könnte dies bedeuten, dass der eine Nachbar Angst um seinen Apfelbaum hat und befürchtet, dass der Baum durch einen unsachgemäßen Zuschnitt eingehen könnte. Der andere Nachbar will, dass die Sonne wieder auf seine Terrasse scheint. Eine für beide Seiten akzeptable Lösung, welche die Bedürfnisse beider Nachbarn befriedigt, könnte sein, dass ein Gärtner beauftragt wird, die Äste fachmännisch zu entfernen. Die Kosten werden geteilt.

Wird den Nachbarn erst bewusst warum der Andere den Zuschnitt verweigert, so wird er eher auf den anderen zugehen können und sich am Ende sogar an den Kosten beteiligen.

Ist ein Streit erstmal richtig festgefahren so erscheint ein Abrücken von der eigenen Position und Sicht der Dinge unmöglich. Konfliktpartner, welche sich in einer offenkundigen Sackgasse befinden, alleine nicht mehr weiterkommen und miteinander keine Verständigung mehr herzustellen vermögen, können unter Anleitung eines erfahrenen Mediators Lösungen erarbeiten an die vorher noch gar niemand gedacht hatte. Selbst nachdem bereits gerichtliche Schritte gesetzt wurden, ist unter bestimmten Voraussetzungen die Inanspruchnahme eines Mediators sinnvoll.

Der Vorteil einer von den Konfliktpartnern selbst entwickelten Lösung ist, dass wie die Erfahrung zeigt, sich die Beteiligten zu 90% später auch an die Vereinbarung halten. Das Urteil eines gerichtlichen Verfahrens muss hingegen oft erst mühsam durch einen Gerichtsvollzieher zwangsvollstreckt werden. Dies kostet erneut Zeit und Geld.

Was ist das Besondere an der Mediation?

Neutralität und Allparteilichkeit des Mediators
Der Mediator nimmt die Interessen aller Konfliktpartner gleichermaßen wahr. Er verhält sich grundsätzlich neutral. Nur wenn ein Beteiligter im Verfahren offensichtlich benachteiligt würde, stellt er mit geeigneten Mitteln das Gleichgewicht her, dass für eine tragfähige Lösung notwendig ist.

Eigenverantwortung und Autonomie

Die Konfliktparteien besitzen selbst die größte Fähigkeit, ihren Konflikt zu lösen. Sie erarbeiten daher in eigener Verantwortung eine für sie passende Lösung. Der Mediator entscheidet nicht und gibt i.d.R keine Lösungen vor. Er unterstützt das konstruktive Gespräch und ist für den Rahmen und den Ablauf des Verfahrens verantwortlich.

Offenheit und Informiertheit
Da bei der Mediation die Eigenverantwortung wichtig ist, ist es nötig, dass die Medianten alle Tatsachen offen legen, die für die Lösung des Konflikts entscheidend sein können. Der Mediator achtet darauf, dass die Konfliktpartner nur umfassend informiert am Ende eine Vereinbarung schließen. Evtl. ist dazu eine juristische Beratung bei einem geeigneten Anwalt erforderlich.

Freiwilligkeit
Die Mediation ist ein freiwilliges Verfahren. Jeder Beteiligter kann es ohne Begründung zu jedem Zeitpunkt abbrechen.

Vertraulichkeit
Weil die Mediation ein freiwilliges Verfahren ist, das jederzeit beendet werden kann, ist die Vertraulichkeit der Mediation wichtig. Tatsachen, die die Beteiligten in der Mediation offen gelegt haben, dürfen weder Dritten offenbart noch in einem gerichtlichen Verfahren gegen einen der an der Mediation Beteiligten verwendet werden. Die Konfliktpartner vereinbaren daher zu Beginn des Verfahrens, dass sie die Vertraulichkeit wahren und den Mediator nicht als Zeuge in einem Gerichtsverfahren benennen werden. Mediatoren aus bestimmten Berufsgruppen, wie Rechtsanwälte und Psychologen, sind schon von Gesetzes wegen zur Verschwiegenheit verpflichtet.

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